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8.-10. Oktober 2021
Organisation:
Dr. phil. Monika Gsell
Universität Zürich, Fachbereich Gender Studies; Psychoanalytisches Seminar Zürich
Die gleichermassen sexualisierend-voyeuristischen wie skandalisierenden Medien-berichte zu der statistisch signifikanten Zunahme von kosmetischen Operationen am äusseren weiblichen Genitale sind inzwischen zwar wieder verebbt. Auch das (kultur)wissenschaftliche und medizinethische Interesse an einer Auseinander-setzung mit dem Phänomen hat etwas nachgelassen: Man ist sich irgendwie einig, dass der Trend neuen Schönheitsidealen und neuen medialen Technologien der Selbstdarstellung geschuldet ist, und weist darauf hin, dass die Eingriffe nicht ungefährlich sind und deren Indikation einer sorgfältigen psychologischen Abklärung bedürfte. Nur: Wie soll eine solche Abklärung in einer gynäkologischen oder chirurgi-schen Praxis vor sich gehen, und aufgrund welcher Kriterien sollen Ärztinnen und Ärzte, die etwa mit dem Wunsch nach einer Reduktion der inneren Schamlippen konfrontiert sind, entscheiden, ob ein entsprechender Eingriff indiziert ist oder nicht? Diese für die Praxis wichtigen Fragen sind nach wie vor offen. Und damit auch die – aus psychoanalytischer Perspektive – zentrale Frage nach der Psychodynamik, d.h. den unbewussten Konflikten und Abwehrformationen, die möglicherweise in vielen Fällen dazu beitragen, dass Mädchen und Frauen die Morphologie ihres äusseren Genitales als ästhetisch abstossend oder missgebildet empfinden. Weder die angelsächsische noch die deutschsprachige psychoanalytische Literatur hat dieses Thema bisher aufgegriffen.
An diesem Punkt setzt der Workshop an: Eingeladen sind klinisch praktizierende Psychoanalytiker_innen und Psychotherapeut_innen, die mit psychodynamischen Ansätzen arbeiten und bereit sind, über ihre Arbeit mit Patientinnen zu berichten, die den Wunsch nach ästhetischer Genitalchirurgie haben oder die sich entsprechenden operativen Eingriffen vor oder während der psychoanalytischen resp. psycho-therapeutischen Behandlung bereits unterzogen haben. Geplant ist ein kleiner, geschlossener Workshop mit viel Raum für die gemeinsame Diskussion des klinischen Materials.
Ziel des Workshops ist es, ein möglichst vielfältiges Bild der unbewussten Prozesse – Phantasien, Konflikte und Abwehrformationen – zu erhalten, die an der Heraus-bildung einer negativ besetzten Wahrnehmung des eigenen Genitales beteiligt sind: von klassisch ödipalen Konflikten, die neurotisch verarbeitet werden, über narziss-tische Symptomatiken bis hin zu schweren Störungen des Körperbildes. Dabei interessieren uns insbesondere auch die folgenden Fragen: