Navigation auf uzh.ch
Französische Revolution, Islamische Revolution in Iran und Zusammenbruch des Ostblocks 1989 sind die Vergleiche, die zurzeit bemüht werden, um die Bedeutung und Auswirkung der Ereignisse im Nahen Osten zu fassen. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten werden Regimes in der arabischen Welt vom Volk selbst gestürzt und Weichen gestellt, die neue Möglichkeiten einer politischen und gesellschaftlichen Umgestaltung eröffnen. Vier Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich intensiv mit dem politischen, sozialen und rechtlichen Wandel in dieser Region auseinandersetzen, diskutieren Ursachen und Voraussetzungen, mögliche Chancen und Gefahren der gegenwärtigen Entwicklung in Nordafrika und im Vorderen Orient.
Bettina Dennerlein ist Professorin für Islamwissenschaft/Gender Studies an der Universität Zürich. Sie forscht zu Reformbewegungen und islamischem Familienrecht in Marokko und Algerien.
Sarah Farag ist Assistentin am Orientalischen Seminar der Universität Zürich. Sie promoviert zu Frauenrechten in Ägypten und nahm an den Protesten auf dem Tahrir Platz teil.
Reinhard Schulze ist Professor für Islamwissenschaft an der Universität Bern und forscht zu zeitgenössischen politischen Kulturen in der islamischen Welt.
Isabelle Werenfels ist Politologin an der Stiftung für Wissenschaft und Politik in Berlin. Sie arbeitet zu politischem, sozialem und ökonomischem Wandel und Demokratiefragen in Tunesien, Libyen und Algerien.
Beat Stauffer ist freischaffender Journalist und ist u.a. für die Neue Zürcher Zeitung und das Schweizer Radio tätig. Arbeitsschwerpunkte sind der Maghreb, islamistische Bewegungen und Integrationsthemen.
Dr. Inge Ammering , UFSP Asien und Europa
Die Nahost-Experten diskutierten intensiv die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Ländern wie Marokko, Tunesien, Libyen und Ägypten. Dabei wurden differenzierte Einblicke in die sozialen, kulturellen und politischen Rahmenbedingungen in diesen Ländern gewonnen. Auch kritische Aspekte zur bisherigen Wahrnehmung der arabischen Welt durch die Medien, aber auch die Wissenschaft in Westeuropa wurden offen thematisiert. In den wesentlichen Punkten, zum Beispiel der Bedeutung digitaler sozialer Netzwerke wie Facebook oder Twitter sowie dem Einfluss islamistischer Kräfte auf die entstehende Gesellschaftsordnung, herrschte hingegen grosse Einigkeit. Nordafrika, so der Tenor, hat sich grundsätzlich verändert und auch der Westen ist damit herausgefordert, sich von bisherigen Perspektiven zu verabschieden.
Das Interesse an der Veranstaltung war so gross, dass die Diskussion per Videoübertragung in einen zweiten Hörsaal übertragen werden musste.