Zur Geschichte der Gender Studies an der Universität Zürich
1998–2008: 10 Jahre Kompetenzzentrum Gender Studies
Die Universität Zürich richtete 1998 das Kompetenzzentrum Gender Studies (KGS) ein, das die bestehenden Aktivitäten im Bereich Gender Studies koordiniert. Es hatte zum Ziel, Gender Studies in Forschung und Lehre an der Universität Zürich zu institutionalisieren. Das Kompetenzzentrum hat Forschungsprojekte im Bereich Gender Studies sichtbar gemacht und die interdisziplinäre Zusammenarbeit der einzelnen Forschenden über die Grenzen der Universität Zürich hinweg gefördert. Es stellte Anträge für Nationale Forschungsschwerpunkte und beteiligte sich an Doktoratsausbildungen. Von 1999–2002 gab es in der Schweiz erstmals ein interuniversitäres Graduiertenkolleg im Bereich Gender Studies, an dem auch die UZH beteiligt war. Dieses Kolleg konnte seit 2002 fortgesetzt werden durch eine Reihe von weiteren Graduiertenkollegien an den einzelnen Universitäten (bis 2011). Zudem organisierte das Zentrum regelmässig Workshops und Veranstaltungen.
Den grössten Erfolg in seiner fast 10-jährigen Geschichte konnte das KGS im Sommer 2006 verbuchen. Im Juni dieses Jahres nahm die Philosophische Fakultät der Universität Zürich den vom KGS eingereichten Antrag auf Schaffung eines interdisziplinären Master-Nebenfaches Gender Studies an. Gleichzeitig bewilligte die Universitätsleitung den Antrag auf Schaffung eines neuen Lehrstuhls für Gender Studies und Islamwissenschaft. Damit war das Ziel des KGS, die Gender Studies an der Universität Zürich nachhaltig zu institutionalisieren, erreicht. Ende Oktober 2007 wurde das KGS aufgelöst, weil eine weitere Finanzierung nicht mehr gesprochen wurde.
Im Herbstsemester 2008 startete das neue Masterprogramm Gender Studies und am 1. März 2009 hat Prof. Dr. Bettina Dennerlein ihre Arbeit am neu geschaffenen Lehrstuhl für Gender Studies und Islamwissenschaft aufgenommen. Sie vertritt die beiden Fachbereiche je zur Hälfte.
Seit 2009
Im Herbstsemester 2009 startete das Masterprogramm Gender Studies unter der Leitung von Prof. Dr. Bettina Dennerlein. Die Ausrichtung des Programms umfasst zum einen das Kernstudium, welches auf die Grundlagen der Gender Studies fokussiert: ihre zentralen Themen, Theorien und Methoden sowie deren Verortung in den je unterschiedlichen Denktraditionen und gesellschaftlich-historischen Kontexten. Das Programm zeichnete sich von Beginn an durch eine dezidiert interdisziplinäre Ausrichtung aus: zum einen durch die institutionelle Verortung am Asien-Orient-Institut, zum anderen durch die aktive Beteiligung zahlreicher Disziplinen aus mehreren Fakultäten.
Das Studienangebot der Gender Studies wurde seit 2009 laufend ausgebaut: Es umfasste zu Beginn ein Nebenfach (30 ECTS), das 2010 um ein kleines Nebenfach (15 ECTS) ergänzt wurde. 2013 kam ein kleines Hauptfach (75 ECTS) hinzu. Bis 2019 waren im Schnitt 150 Studierende in eines dieser Programme eingeschrieben. Im Zuge der Reform «Bologna 2020» wurde an der PhF eine Programmstruktur in Major- (90 ECTS) und Minor-Programme (30 ECTS) eingeführt. Seit dieser Reform umfasst das Studienangebot der Gender Studies diese beiden Masterprogramme. Die Studierendenzahl hat sich nach dieser Reform auf ca. 80–90 Studierende eingependelt.
Auf Doktoratsstufe wurden die Graduiertenkollegien (1999–2011) durch das Interuniversitäre Doktoratsprogramm (2012–2023) abgelöst. Dieses in Zusammenarbeit mit den Universitäten Bern und Basel durchgeführte Programm richtete sich an Doktorierende, die in einer der am Programm beteiligten Fachdisziplinen ein Promotionsprojekt mit Genderschwerpunkt bearbeiteten. Nach der Einstellung der interdisziplinären Doktoratsprogramme an der PhF wird die Zusammenarbeit mit den Gender Studies an den Universitäten Bern und Basel in Form eines Doktorats-Netzwerks weitergepflegt. Seit 2020 sind die Gender Studies an der UZH ein Doktoratsfach.