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Asien-Orient-Institut UFSP Asien und Europa (2006–2017)

Der zeitgenössische thailändische Film

Verantwortlich für das Dissertationsprojekt: Dr. Natalie Böhler (Dissertation 2010)
Finanzierung: UFSP Asien und Europa
Projektdauer: März 2006 – Februar 2009
Betreuerin: Prof. em. Dr. Christine N. Brinckmann

Mobile Filmwerbung in Nakhorn Si Thammarat, Thailand

Abstract

Das thailändische Filmschaffen des Zeitraums 1997 bis heute ist deshalb interessant, weil der Boom, der diese Zeit prägt, einhergeht mit einer proklamierten Suche nach nationalkulturellen Wurzeln. Gegenstand der Arbeit ist, zu untersuchen, wie diese Suche vonstatten geht und wie die Thematik der Nationalkultur im Medium Film reflektiert wird. Anschliessend stelle ich einen eigenen Katalog mit Eigenheiten der nationalen Filmkultur auf, um zu eruieren, wie diese sich aus älteren kulturellen und sozialen Traditionen speisen. Dies wird abstrahiert aus einzelnen Filmbeispielen, die zeigen sollen, wie nationale Identität imaginiert wird und bei näherer Betrachtung hybride Momente aufweist.

Im zweiten Teil der Untersuchung findet ein Perspektiven- und Methodenwechsel statt. In analytischer Arbeit untersuche ich direkt am Filmmaterial typische Eigenheiten des Forschungsgegenstandes, wobei jeder Eigenheit ein Kapitel gewidmet ist. Im Zentrum steht die Frage, ob sich nationale Charakteristika in den rein filmischen Parametern finden lassen – als Gegenentwurf zu den gängigen Ansätzen, einen Nationalcharakter in den Inhalten oder der Produktionsgeschichte zu suchen. Dieser formalistische, ästhetisch-stilistische Aspekt wird gegenüber inhaltlichen Untersuchungen allgemein stark vernachlässigt. Ich greife einige Parameter heraus, die mir auffällig scheinen und die ich anhand zahlreicher Beispiele filmwissenschaftlich analysiere. Mit Hilfe der thailändischen Film- und Theatergeschichte, aber auch von Gesprächen mit Film- und Filmkulturschaffenden aus Thailand formuliere ich Sub-Thesen zur Erklärung für die Häufung der festgestellten Stilmittel. Es handelt sich um folgende Parameter (wobei ich die Liste der Merkmale als weder abgeschlossen noch normativ verstehe, sondern als offene, ausbaufähige Reihung): Figurenkonzeption und Schauspielstil, Genrestrukturen, das Wiedererzählen von bereits bekannten Stoffen, Set Design, Performanceeinlagen und die Betonung des Erzählgestus.

Das anschliessende Kapitel geht zunächst auf die Rahmenbedingungen der Filmrezeption ein, bevor es eine allgemeine Darstellung der spezifisch thailändischen Ästhetik gibt. Dazu greife ich auf die Analysen aus dem vorhergehenden Kapitel zurück, die hier zusammengeführt werden. Dies stellt die Hauptthese dar. In einem anschliessenden Ausblickkapitel wird gezeigt, welche weiterführenden Forschungsfragen sie eröffnen könnte.