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Dienstag, 18. November 2008, 18:15 - 19:45
Universität Zürich, Hauptgebäude, Hörsaal KOH B 10, Rämistrasse 71, 8006 Zürich
Nach vier Jahrzehnten protektionistischer Planwirtschaft hat Indien seit 1991 seine Wirtschaft liberalisiert und beachtliche Wachstumsraten erzielt. Nichtsdestotrotz blieb die Landwirtschaft, von der fast zwei Drittel der Bevölkerung abhängig sind, wenig produktiv. Parallel zum ökonomischen Wandel haben Koalitionsregierungen die Vorherrschaft der Kongresspartei abgelöst. Der Doyen der deutschsprachigen Indienforschung spricht über diese grossen Veränderungen auf dem Subkontinent.
Mit seiner Habilitation "Die politische Willensbildung in Indien, 1900-1960" (1965) bewies Dietmar Rothermund seine Sensibilität für die komplexe politische Realität Indiens und etablierte sich in der internationalen Südasienforschung. Im Laufe seiner langen Karriere ist er zu einem der profundesten Kennern Südasiens im deutschsprachigen Raum geworden. In seinem beeindruckenden Werk von über 40 Monographien und 20 Sammelbände behandelt er Themen wie Handelsnetzwerke im Indischen Ozean, Islam in Südasien, Landverhältnisse unter der Britischen Kolonialherrschaft, Indiens Beziehungen zur Sowjetunion, Indiens Aufstieg zur Atommacht – um nur einige zu nennen. 2008 erschien sein aktuellstes Werk „Indien: Aufstieg einer Weltmacht“, in dem er die politischen und ökonomischen Veränderungen im „neuen Indien“ prägnant und für ein breites Publikum verständlich analysiert. Neben seiner immensen akademischen und publizistischen Tätigkeit hat sich Dietmar Rothermund stets für die Verbreitung seines Wissens in der Öffentlichkeit und für den kulturellen Austausch zwischen Asien und Europa eingesetzt.
1933 in Kassel geboren; Studium der Geschichte und Philosophie in Marburg, München und Philadelphia; 1959 Promotion zur amerikanischen Sozialgeschichte; danach längerer Forschungsaufenthalt in Indien; 1965 Habilitation; von 1986 bis 2001 Professor für Geschichte Südasiens und über Jahre hinweg Direktor des Südasien-Instituts; 1994 Verleihung der Hemchandra Raychaudhury Gold Medal der Asiatic Society in Würdigung seiner Verdienste um die indische Geschichtswissenschaft.
"Die politische Willensbildung in Indien, 1900-1960" (1965), „Geschichte Indiens“ (1982/2006, mit Hermann Kulke), Atommacht Indien: Von der Bündnisfreiheit zur amerikanischen Allianz“ (2004), „Indien: Aufstieg einer Weltmacht“ (2008)