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Der Austausch von Ideen, Gütern und Personen sowie die globale Verflechtung von Ereignissen und Interaktionen finden immer im Rahmen von normativen Vorstellungen und Ordnungssystemen statt, die auf unterschiedlichen Ebenen angelegt sind. Vordergründig dienen Normen und Ordnungen der Verständigung über wechselseitige Kontakte und Interaktionen und regeln diese sowohl innerhalb lokaler Konfigurationen wie auch in globalen Beziehungsnetzen. Zugleich sind sie geprägt von zugrunde liegenden (spezifischen) kulturellen Konzepten und inhärenten lokalen wie globalen Machtasymmetrien. Dabei unterliegen Normen und Ordnungen immer Prozessen des Wandels und der gegenseitigen Beeinflussung, die zunehmend globalen und transnationalen Charakter annehmen. Im Rahmen dieses Forschungsfeldes werden u.a. Fragen der wechselseitigen ökonomischen und politischen Abhängigkeiten, der Transnationalisierung von Recht und des Zusammenspiels von Individuen, lokalen Gemeinschaften, nationalen und internationalen Organisationen sowie globalen Diskursen von Staatlichkeit und Entwicklung analysiert.
Im Zentrum der Arbeit dieser Forschungsgruppe stehen Prozesse der Transnationalisierung von Normen und Ordnungsvorstellungen in internationalen, nationalen und lokalen Kontexten. Globalisierungsprozesse betreffen auch Formen normativer Regulierung und Begründung und werden zugleich an ihnen entlang bewertet und zum Gegenstand von politischen Debatten und Konflikten gemacht. In der globalisierten Welt tritt dabei eine Vielzahl von individuellen, kollektiven und institutionell verfassten Akteuren auf, die unter- wie auch oberhalb der Ebene des Nationalstaats die Formulierung und Implementierung normativer Konzepte und Regulationsmechanismen mit gestalten. Das hat entscheidende Auswirkungen auf herkömmliche Formen politischer Rechenschaftlichkeit, Massstäbe von Transparenz und die Reichweite demokratischer Entscheidungsprozesse. Zugleich sind normativer Pluralismus, Hybridisierungen und kulturelle Übersetzungen im Bereich von rechtlichen Normen, Gerechtigkeitsdiskursen und religiösen Begründungszusammenhängen immer selbst in asymmetrische Machtkonstellationen eingelassen. Sie schaffen neue Handlungsmöglichkeiten und sind zugleich an der Hervorbringung neuer Formen von Macht und Subjektivität beteiligt.
Diese Forschungsgruppe setzt sich ebenfalls mit der translokalen Zirkulation von Normen und Ideen auseinander, allerdings unter dem Blickwinkel von Räumen, Praxen und Formen des politischen Protests in Asien und Europa, die diese eröffnen und miteinander verbinden. Dabei geht es um die politischen Räume, Mechanismen und Prozesse der Auseinandersetzung, durch die Normen und Ordnungen zu politischen Streitfragen (z.B. bezüglich den Themen einer säkularen Demokratie, der Umwelt oder der Nutzung der Kernenergie) ausgehandelt werden und in lokalen oder globalen Kontexten zu Legitimität und Glaubwürdigkeit gelangen (oder nicht). Dabei werden semantische Bedeutungsverschiebungen analysiert, die aus diesen Auseinandersetzungen entstehen, aber auch die Formen und Technologien der Zirkulation und Verstrickung, durch die unterschiedliche Ideen, Normen und Ordnungen, die in unterschiedlichen Kontexten entstanden sind, verhandelt werden.